3.7 Bekämpfungsstrategien
 

Mehrere Länder haben sich in Anbetracht der grossen BVD bedingten wirtschaftlichen Schäden einerseits, sowie der immer besseren diagnostischen und präventiven Mittel andererseits, welche uns heute zur Verfügung stehen, z.T. schon vor längerer Zeit entschlossen, BVD auf nationaler Ebene zu bekämpfen. Andernorts ist es bei Absichtserklärungen geblieben. Natürlich kann die BVD-Bekämpfung auch regional oder gar Betriebs-intern erfolgen, was aber beträchtliche Nachteile hat, denn die Gefahr einer Neueinschleppung in eine BVD-freie Herde ist erheblich und der entstehende Schaden ist u.U. grösser als bei einer kontinuierlichen Durchseuchung des Bestandes.

 

Bei der BVD-Bekämpfung werden grundsätzlich verschiedene Strategien verfolgt. Immer steht jedoch dabei das PI Tier wegen seiner überragenden Bedeutung bei der Verbreitung der Krankheit im Mittelpunkt der Bekämpfungsbemühungen. Die Wahl der Strategie hängt auch von der Populationsdichte und der Seroprävalenz im betreffenden Land ab [71].

 

PI-Tiere entfernen und Bestände freihalten

Diese Methode wird z.Z. in allen vier Skandinavischen Ländern, aber auch in England/Wales, Shetland und Österreich mit z.T. beträchtlichem Erfolg angewandt. PI Tiere werden dabei konsequent gesucht (Blut- und Milchproben) und ausgemerzt, der Tierverkehr national ebenso wie international streng überwacht und die betroffenen Landwirte entsprechend für Hygiene und Prävention sensibilisiert. Auf diese Weise wird BVDV nach und nach zurückgedrängt, immer mehr Bestände sind BVD-frei. Diese Strategie hat diverse Vorteile: erstens kann das epidemiologische Geschehen mit Hilfe rationeller Screening-Methoden (z.B. Antikörper-ELISA mit Tankmilch) wirkungsvoll überwacht werden, was bei vorgängiger Vakzination mit erheblichem Mehraufwand verbunden wäre (Unterscheidung zwischen AK gegen Impfstämme bzw. AK gegen Wildstämme); zweitens ist die Eradikation insofern ökonomischer, als dass es sich dabei um einen einmaligen intensiven Prozess handelt, während die Impfprävention immer wieder vorgenommen werden muss. Außerdem können so die Unsicherheiten im Zusammenhang mit den heute erhältlichen Impfpräparaten vermieden werden. Das Vorgehen hat aber auch einen nennenswerten Nachteil: kein Kontroll- und Überwachungssystem ist 100% dicht - wird eine BVD-freie (seronegative) Herde mit dem Virus konfrontiert, können die Folgen verheerend sein (siehe auch “Wirtschaftlicher Schaden”).

 

Impfung

Die Impfung hat v.a. in den Vereinigten Staaten einen hohen Stellenwert, während in Europa eher zurückhaltend geimpft wird. Auf die Vor- und Nachteile der BVD-Impfung wird an anderer Stelle (Vakzination - Impfstoffe; Impfen - ja oder nein) eingegangen.

 

Durchseuchung mittels Virämiker-Kontakt

Obgleich recht effektiv, ist die absichtliche Verbreitung von Feldstämmen risikobehaftet. Die Gefahr besteht, dass das Virus zusätzlich zur immunisierenden Wirkung Schaden unter seronegativen trächtigen bzw. nicht-trächtigen Tieren anrichtet.