5.2 Mucosal Disease |
Nur persistent infizierte Tiere laufen Gefahr, an Mucosal Disease zu erkranken [09]. Während ihrer fetalen Entwicklung haben sie sich transplazentar mit einem ncp BVD Virus infiziert. Weil ihr Immunsystem zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgereift war, konnten sie gegen das Virus keine Antikörper generieren. Stattdessen etablierten sie eine Immuntoleranz gegenüber diesem Erreger, welche zeitlebens bestehen bleibt. Erfolgt nun im Laufe der Zeit eine Superinfektion mit einem antigenetisch homologen cp BVDV, so wird auch dieses als “selbst” erkannt und nicht vom Immunsystem bekämpft. Diese Superinfektion ist gleichsam der Auslöser der gefürchteten Mucosal Disease. SymptomeDie Verdachtsdiagnose wird meist aufgrund von Anorexie, Fieber, therapieresistentem wässrigem oder blutigem Durchfall, serösem bis mukopurulentem Nasenausfluss und Husten gestellt, wozu noch Schleimhautläsionen im Maul sowie Erosionen und Ulzerationen am Flotzmaul, an der Nase, am Kronsaum und im Interdigitalspalt kommen. Der Verlauf kann zwischen akut bis chronisch variieren (der Tod tritt im Normalfall wenige Wochen nach Auftreten erster Symptome ein). Pathologisch-anatomisch werden Schleimhautläsionen im gesamten Verdauungstrakt, sowie gelegentlich Pneumonie beobachtet. Mucosal Disease endet stets tödlich, Therapieversuche sind nicht angebracht. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, bei Tieren unter 2½ Jahren sind die Verluste aber am grössten. Der genaue Mechanismus der Zellschädigung ist bisher nicht geklärt. Das cp BVDV führt aber zu einer schnellen Depletion der Lymphfollikel der Peyer’schen Plaques. Diese tritt allerdings auch bei hochvirulenten ncp BVD Stämmen auf [81]. Early Onset & Late OnsetMan hat festgestellt, dass einige persistent infizierte Individuen nach experimenteller Superinfektion mit cp BVDV (antigenetisch homolog zum persistierenden ncp BVDV) bereits nach 2 Wochen erste Symptome von MD zeigen, andere dagegen erst nach vielen Monaten. Man bezeichnet die beiden Formen als “Early Onset” (früher Ausbruch) und “Late Onset“ (später Ausbruch). Antigenetische Vergleiche und Sequenzanalysen der beteiligten Viren lassen vermuten, dass unterschiedliche pathogenetische Mechanismen zum tragen kommen. Während beim “Early Onset” MD direkt durch das superinfizierende Virus ausgelöst wird, kommt es beim “Late Onset” zu einer genetischen Rekombination zwischen dem persistierenden ncp BVDV und dem superinfizierenden cp Virus. Das entstehende rekombinante homologe cp Virus löst die Krankheit verspätet aus, da alle seine rekombinanten heterologen Vorgängerviren vom Immunsystem bekämpft werden [86] [86]. |