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7.3 Problemfall BVD PDF Drucken E-Mail
 

Während in den USA relativ ungeniert und mit einer Vielzahl an Präparaten geimpft wird (z.Z. über 150, notabene, ohne dass sich die Seuchenlage dadurch verbessert hätte), steht man der BVD Impfung in Europa etwas zurückhaltender gegenüber. Dies hat einerseits mit der Effizienz und Sicherheit der erhältlichen Impfstoffe zu tun, und andererseits mit der oftmals falschen Anwendung derselben.

 
  • Ein BVD Impfstoff sollte einerseits den Ausbruch einer akuten Erkrankung wirksam unterbinden, und andererseits in der Lage sein, intrauterine Infektionen des Fetus (Infektionen des Kalbes im Mutterleib) sowie Fruchtbarkeitsstörungen zu verhindern. Gelingt ersteres recht gut, so ist der Schutz des Fetus zwar vorhanden, keinesfalls aber 100%ig (dies gilt für Lebendvakzinen; bei Totvakzinen ist der Schutz noch geringer). Der Schutz vor Fertilitätsstörungen ist ebenfalls unvollständig.
  • BVDV tritt in einer Vielzahl von Varianten auf, die sich antigenetisch z.T. stark unterscheiden. Ob die erhältlichen Impfstoffe gegen die in der Schweiz vorkommenden BVD Stämme wirksam sind, ist unsicher.
  • Lebendvakzinen enthalten cp BVD. Dies verhindert, dass während der Trächtigkeit geimpfte Mütter persistent infizierte Kälber gebären. Dafür können MLV bei PI Tieren Mucosal Disease auslösen. Eine Impfung von PI Tieren ist also nicht nur sinnlos, sondern auch riskant.
  • Modifizierte Lebendvakzinen können eine ähnliche immunsuppressive Wirkung haben wie das Feldvirus (erhöhte Krankheitsanfälligkeit der Impflinge bzw Verschlimmerung bestehender Krankheitszustände).
  • Totvakzinen sind sicher in der Anwendung. Allerdings sind sie wesentlich weniger wirksam als Lebendvakzinen, der Impfschutz muss häufig erneuert werden (mindestens 2x/Jahr).
 

Fazit

In Anbetracht der Tatsache, dass BVD Vakzinen am besten gegen akute Erkrankungen wirken, welche bei uns in 70 - 90% der Fälle ohnehin symptomlos ablaufen, daneben aber nur unvollständig schützen und diverse Risiken bergen, darf man die Frage nach dem Sinn der Impfung getrost stellen. Allenfalls kann die Impfung als zusätzliche Massnahme (siehe: BVD Management) in Erwägung gezogen werden, um besonders gefährdete Tiere zu schützen. Dazu gehören v.a. Virus- und Antikörper-negative Rinder vor der ersten Belegung, weil eine Infektion dieser Tiere im kritischen Frühstadium der Trächtigkeit wiederum zu persistent infizierten Nachkommen führen kann.