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2.1 BVD-Situation in der Schweiz und im Ausland PDF Drucken E-Mail

Seropositiv oder infiziert?


 
ncp BVDV

Tiere, welche einmal im Leben eine BVD Infektion durchgemacht haben, tragen Antikörper gegen das Virus in sich, sie sind Antikörper-positiv bzw. seropositiv. Virus befindet sich allerdings nicht mehr im Tierkörper, solche Rinder können den Erreger also nicht weiterverbreiten. Sie sind immun gegen die Krankheit.

 

 

cp BVDV

Infizierte Tiere sind Virusträger. Sie können andere Individuen anstecken. Wir unterscheiden zwischen akuter Infektion (vorübergehend) und persistenter Infektion (lebenslang).


 

BVD ist weltweit verbreitet. Neben Rindern können sich auch andere Paarhufer (Schafe, Ziegen, Wildwiederkäuer, Schweine) infizieren. Diese Erkranken zwar nicht an BVD oder Mucosal Disease, leiden aber u.U. an Fruchtbarkeitsstörungen. Alle Altersgruppen sind empfänglich.

 

Schweiz

Eine wichtige Kenngröße bei der Frage nach der Verbreitung einer Krankheit in einer Population ist der Anteil der Tiere, welche schon einmal mit dem Virus Kontakt hatten und deshalb Antikörper (Abwehrstoffe) gegen den Erreger in sich tragen (sog. Seroprävalenz). Zahlreiche Untersuchungen in verschiedenen Ländern führten zu stark unterschiedlichen Ergebnissen, häufig mit Werten zwischen 60 und 80%. In der Schweiz sind ca. 60% der Rinder Antikörper-positiv, hatten also bereits einmal Kontakt mit dem Virus. Bei Kühen liegt der Wert sogar bei bis zu 80%, wobei in praktisch allen Beständen positive Tiere vorhanden sein dürften (Übersicht Antikörper- & Antigen-Prävalenz Schweiz, 1995). Diese Tiere sind gegen die Krankheit “BVD/MD” immun. Epidemiologisch von zentraler Bedeutung sind persistent infizierte (PI) Tiere, die als Dauerausscheider eine ständige Infektionsquelle für andere Tiere darstellen und selber an Mucosal Disease zugrunde gehen können. In jedem achten Milchviehbestand der Schweiz findet sich eines oder mehrere dieser immuntoleranten PI-Tiere (Prävalenz 1%). Im Durchschnitt muss jeder Betrieb alle 10 Jahre mit der Geburt eines PI-Tieres rechnen.

 

Europa & Welt

Unsere europäischen Nachbarn sind von BVD ähnlich stark betroffen wie wir. In Bayern etwa konnten in 75 - 80% der untersuchten Milchviehherden BVD-Antikörper nachgewiesen werden [51], der Anteil der PI Tiere wird in Deutschland auf 1 - 2% geschätzt [52], in Teilen Italiens liegt die Seroprävalenz bei ca. 62 % (Lombardei & Emilia Romagna; [53] ). Diese unterschiedlichen Werte lassen sich oft durch Faktoren wie Populationsdichte, unterschiedliche Stallsysteme oder Managementeinflüsse erklären. So ist die Prävalenz etwa in Südskandinavien höher als in Nordskandinavien, wo die Herden kleiner und weniger dicht sind [54]. Auch in Spanien konnte eine solche Korrelation zwischen Populationsdichte und Seroprävalenz festgestellt werden [55]. In Großbritannien finden sich schätzungsweise in 95% der Bestände AK-positive (vgl. unten) Tiere [56].