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5.2 Mucosal Disease PDF Drucken E-Mail

Symptome


Flotzmaul
Flotzmaul

Flotzmaul II
Flotzmaul II

Zunge
Zunge
 

Nur persistent infizierte Tiere laufen Gefahr, an Mucosal Disease zu erkranken [09]. Während ihrer fetalen Entwicklung haben sie sich transplazentar mit einem ncp BVD Virus infiziert. Weil ihr Immunsystem zu diesem Zeitpunkt noch nicht ausgereift war, konnten sie gegen das Virus keine Antikörper generieren. Stattdessen etablierten sie eine Immuntoleranz gegenüber diesem Erreger, welche zeitlebens bestehen bleibt. Erfolgt nun im Laufe der Zeit eine Superinfektion mit einem antigenetisch homologen cp BVDV, so wird auch dieses als “selbst” erkannt und nicht vom Immunsystem bekämpft. Diese Superinfektion ist gleichsam der Auslöser der gefürchteten Mucosal Disease.
Man könnte annehmen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Superinfektion mit einem antigenetisch identischen Virus des anderen Biotyps relativ gering sei. Wenn man aber in Betracht zieht, dass im Körper des PI Tieres eine lebenslange natürliche Selektion auf das persistente Virus erfolgt (denn gegen antigenetisch differente BVDV bildet das Tier sehr wohl Antikörper) und dass Pestiviren in ihrer Eigenschaft als RNA Viren (ihnen fehlt die korrekturlesende DNA-Polymerase) eine hohe Mutationsrate haben und Mutationen von ncp nach cp in der PI-Population recht häufig auftreten, so erstaunt es nicht, dass die Krankheit relativ zur Inzidenz der PI Tiere häufig auftritt. Ob alle persistent infizierten Rinder an MD erkranken, ist aber nicht bekannt.
Kürzlich konnte gezeigt werden, dass auch antigenetisch heterologes cp BVDV in der Lage ist, MD auszulösen, unter der Voraussetzung, dass das Immunsystem künstlich (mit Dexamethasone) supprimiert wird [85] - vgl. auch “Early & Late Onset” weiter unten. Die antigenetische Homologie scheint also für die Pathogenese von MD nicht relevant zu sein, wohl aber die Umgehung des Immunsystems.

 

Symptome

Die Verdachtsdiagnose wird meist aufgrund von Anorexie, Fieber, therapieresistentem wässrigem oder blutigem Durchfall, serösem bis mukopurulentem Nasenausfluss und Husten gestellt, wozu noch Schleimhautläsionen im Maul sowie Erosionen und Ulzerationen am Flotzmaul, an der Nase, am Kronsaum und im Interdigitalspalt kommen. Der Verlauf kann zwischen akut bis chronisch variieren (der Tod tritt im Normalfall wenige Wochen nach Auftreten erster Symptome ein). Pathologisch-anatomisch werden Schleimhautläsionen im gesamten Verdauungstrakt, sowie gelegentlich Pneumonie beobachtet. Mucosal Disease endet stets tödlich, Therapieversuche sind nicht angebracht. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, bei Tieren unter 2½ Jahren sind die Verluste aber am grössten. Der genaue Mechanismus der Zellschädigung ist bisher nicht geklärt. Das cp BVDV führt aber zu einer schnellen Depletion der Lymphfollikel der Peyer’schen Plaques. Diese tritt allerdings auch bei hochvirulenten ncp BVD Stämmen auf [81].

 

Early Onset & Late Onset

Man hat festgestellt, dass einige persistent infizierte Individuen nach experimenteller Superinfektion mit cp BVDV (antigenetisch homolog zum persistierenden ncp BVDV) bereits nach 2 Wochen erste Symptome von MD zeigen, andere dagegen erst nach vielen Monaten. Man bezeichnet die beiden Formen als “Early Onset” (früher Ausbruch) und “Late Onset“ (später Ausbruch). Antigenetische Vergleiche und Sequenzanalysen der beteiligten Viren lassen vermuten, dass unterschiedliche pathogenetische Mechanismen zum tragen kommen. Während beim “Early Onset” MD direkt durch das superinfizierende Virus ausgelöst wird, kommt es beim “Late Onset” zu einer genetischen Rekombination zwischen dem persistierenden ncp BVDV und dem superinfizierenden cp Virus. Das entstehende rekombinante homologe cp Virus löst die Krankheit verspätet aus, da alle seine rekombinanten heterologen Vorgängerviren vom Immunsystem bekämpft werden [86] [86].